Linux vs. Windows – aus München lernen
24.11.2016
Der politische Streit um den Einsatz von Linux in der IT der Stadt München – von Vielen LiMux genannt – ist bekanntlich in den letzten Wochen wieder neu entbrannt. Anlass war ein von Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Firma Accenture in Auftrag gegebenes Gutachten, das die Sinnhaftigkeit der Linux-Nutzung beurteilen sollte, und eine Empfehlung für den Umstieg auf Microsoft-Produkte aussprach.
Für den IT-Dienstleister Mahr EDV kommen in dem Streit sachliche Schwierigkeiten zum Ausdruck, die mit der Wahl zwischen Linux und Windows selbst nur bedingt zu tun haben und deren entscheidende Bewältigung ebenso eher jenseits einer solchen Richtungsentscheidung liegt.
Verhärtete Fronten
Aktuellen Medienberichten zufolge scheinen die Fronten in München jedenfalls einigermaßen verhärtet zu sein (vgl. Heise-Online und Standard.at). Die Anhänger von Linux – vornehmlich unter Grünen und Piraten zu finden – bezweifeln die Unabhängigkeit des Gutachtens mit Verweis auf Beziehungen zwischen Accenture und Microsoft. Außerdem führen Kritiker der Stadtregierung den Flirt mit einer Rückkehr zu Microsoft auf die Ansiedlung von dessen Zentrale in der Nähe von München zurück, so der Standard weiter. Während die CSU zumindest über eine künftige Nutzung von Windows auf Arbeitsrechnern diskutieren wolle, argumentierten die Gegner eines Rückzugs aus dem Linux-Projekt mit dem höheren Kosten-, Zeit- und Energieaufwand, den das bedeuten würde.
Lange Zeit galt „LiMux” als ein „Vorzeigeprojekt“ für die „Nutzung freier Software in der öffentlichen Verwaltung“ (Standard). Allerdings hatten sich die Beschwerden von Mitarbeiten der Stadt derart gehäuft, dass auch die Befürworter des Projekts den „Frust an der IT in der Stadt“ (Stadtrat Thomas Ranft, Piratenpartei, zit. n. Heise) nicht in Abrede stellen, wobei sie bezweifeln, dass Linux der richtige Adressat für den Frust und eine Remigration zu Microsoft die adäquate Lösung ist.
Linux oder Microsoft?
Unter IT-Experten ist man unterdessen ohnehin der Ansicht, dass die Frage „Linux oder Microsoft“ so falsch gestellt ist. Fabian Mahr zum Beispiel, Geschäftsführer von Mahr EDV, lehnt es ab, pauschale und allgemeine, gar ideologische Empfehlungen für Microsoft oder Linux auszusprechen. Richtig sei zwar, dass bei Linux weniger Lizenzgebühren anfallen; auf der anderen Seite können Aspekte wie der Service, die Anwenderschulung, der Herstellersupport durchaus aufwändiger und teurer ausfallen als bei Microsoft.
Eine Kostenminimierung hänge bei Installation, Support und Wartung in beiden Fällen ebenso wie bei einer Migration von Linux auf Microsoft und umgekehrt vor allem von einer guten und durchdachten Planung ab. Auch das Frustpotential von Anwendern habe weniger mit Microsoft oder Linux als vielmehr mit angemessenen Mitarbeiter-Schulungen zu tun.
Der Trend zu Cloud
„München“, so Fabian Mahr weiter, „mag den jeweiligen Fangemeinden von Microsoft und Linux also Gelegenheit geben, erneut ihre prinzipiellen Argumente auszutauschen, in der Sache dürfte sich eher der in den letzten Jahren zu verzeichnende Trend zur Cloud bestätigt sehen.“
Die Auslagerung elementarer IT-Komponenten in ein Rechenzentrum in Deutschland hätte gerade für größere Verwaltungen nämlich – ob linux- oder windows-basiert – zwei entscheidende Vorzüge: Zum einen könne man an den Lizenzen sparen, da ein Rechenzentrum diese nicht nur günstiger erwirbt als ein einzelner Kunde, sondern lediglich monatliche Gebühren berechnet statt alle paar Jahre teurere Lizenzrechnungen zu präsentieren. Zum anderen sei auch der Service schon so weit enthalten, dass der Kunde viel weniger Risiko in Hinblick auf eine reibungslos funktionierende IT trägt und so das Frustpotential der Anwender effektiv zu senken wäre. Kunden im Rechenzentrum sparen damit nicht nur Geld, sondern auch viel Ärger.
Freilich könne auch zu überstürzten und hektischen Migrationen in die Cloud nicht geraten werden. „Es gibt kein Allheilmittel für eine effektiv und störungsfrei arbeitende IT“, warnt Fabian Mahr abschließend. Im Grunde gibt es nur eines, was immer gilt: Je anspruchsvoller und komplexer eine IT-Struktur, desto sinnvoller ist es, langfristig zu planen und sich bei entsprechenden Strategie-Entwicklungen professionell beraten zu lassen.
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